Taoismus:
Grundbegriff des Taoismus ist das Tao. Das Wort Tao bedeutet eigentlich Weg, diese Übersetzung würde aber, wenn man das Tao im Sinn des Taoismus meint, sicher nicht zutreffen. In einigen Büchern wird versucht das taoistische Tao mit „Sinn“ zu übersetzen, aber auch diese Übersetzung kann den Begriff kaum verständlicher machen. Laotse selbst, der irrtümlich oft als Gründer das Taoismus genannt wird, meint, dass das Tao eigentlich als das „Namenlose“ bezeichnet werden müsste. Was ist also diese rästelhafte „Tao“?
Die taoistische Vorstellung geht von einer kosmischen Seinsordnung aus, die hinter allem steht. Jedes Lebewesen, jedes Ding und auch die Erde und der Himmel sind davon Bestandteil und somit dieser Seinsordnung unterworfen. Diese Ordnung, bleiben wir beim Begriff Tao, ist weder Gut noch Schlecht, kennt weder Anfang noch Ende. Es bleibt jedem Menschen frei im Sinne dieser Ordnung zu handeln und zu leben, aber letztlich wird alles was sich gegen das Tao stellt zugrunde gehen. Das Tao zu definieren führt unweigerlich zu einem philosophischen Paradoxon. „Zu sagen, dass es existiere, hieße auszuschließen, was nicht existiert – des taos ureigenstes Wesen ist jedoch die Leere. Zu sagen, das es nicht existiere, hieße, die vom tao durchdrungene Gesamtheit auszuschließen.“
Letztlich ist jeder Mensch bereits Teil dieses Taos, durch muss dies erst erkannt werden und der Irrtum der Individualität muss überwunden werden. Der Taoismus hat sich im Laufe der Zeit von einer philosophischen Strömung zu einer Religion entwickelt. Diese Entwicklung ist wenn man den Taoismus konsequent weiterdenkt nur logisch. Zwar vermischt sich der Taoismus als Volkreligion mit allen bestehenden Naturreligionen, aber auch mit dem Buddhismus und kennt eine Vielzahl verschiedenster Götter. Doch hat dies eigentlich noch wenig mit dem ursprünglichen Taoismus zu tun. Taoisten glauben daran, dass es möglich ist, durch Schulung des Geistes und Meditation ihrem Körper zu entkommen und Teil das Taos zu werden. Der gläubige Taoist muss also nicht erst sterben um in die Unendlichkeit einzugehen, sondern kann dies zu Lebzeiten erreichen. Eng zum Taoismus gehören deshalb Geschichten und Legenden verschiedener Einsiedler, die in der Stille der Natur, abgeschirmt von der Außenwelt versucht haben diesen Zustand zu erreichen.
Wichtiges Werk des Taoismus ist das überraschend kleine Buch „Tao te king“ (oder Daodejing) was soviel bedeutet wie „der Weg und seine Kraft“ in dem durch verschiedene kurze Texte das Wirken des Taos und sein Wesen zumindest umrissen werden sollen. Obwohl Laotse durch dieses Werk, wobei nicht einmal gesichert ist ob er es geschrieben hat, den wichtigsten Beitrag zum Taoismus geleistet hat, sind die taoistischen Ideen um Jahrhunderte älter als dieses Buch. So wurde beispielsweise schon in der Frühzeit der chinesischen Kultur das Wirken das Taos als eine Wechselwirkung von Yin und Yang gesehen.
Die „drei Schätze“ über die jeder Mensch verfügt ching (Essenz), chi (Lebenskraft) und shen (Geist) sind für die Taoisten Grundbausteine des Seins. In manchen Richtung des Taoismus sind die Kultivierung dieser Schätze und bestimmte Übungen von zentraler Bedeutung. So gilt es beispielsweise als erwiesen, dass die Kampfkunst Tai Ji im direkten Zusammenhang mit dem Taoismus steht. Da sich natürlich auch die Kampfkünste sehr stark beeinflusst haben kann auch von Einfluss des Taoismus auf andere Kampfkünste ausgegangen werden.