Allgemeines
China
Japan
Philippinen
Korea
Thailand

Allgemeines:
Gleich vorweg ist zu sagen, daß das Wort "Kampfkunst" eigentlich ein Ergebnis einer etwas unglücklichen Übersetzung ist. Es ist der Versuch der Übersetzung des Wortes Wushu bzw. des japanischen Bujutsu ( im chinesisches und japanischen das gleiche Schriftzeichen mit anderer Aussprache-siehe Bild).Im Deutschen hat man nun versucht diese Wörter mit Kampfkunst oder Kriegskunst zu übersetzen, doch geht damit viel von der wirklichen Bedeutung verloren. Das eigentliche Wort setzt sich aus zwei Teilen zusammen, einerseits "aufhalten" bzw. "anhalten" und andererseits "Lanze", also handelt es sich um "die Kunst die Lanze anzuhalten". Ob es aber dabei jetzt um das anhalten der eigenen Lanze (zum Beispiel um sie erst gar nicht zum Einsatz zu bringen, oder sie zu kontrollieren und im richtigen Moment zum Stillstand zu bringen) oder die Lanze des Gegners geht, läßt die Formulierung offen.
Obwohl es auch in anderen Teilen der Welt verschiedene Kampfkunstsysteme gab und gibt, erreichen kaum welche eine ähnliche Tiefe wie die asiatischen Techniken. Grund dafür ist, daß für die asiatischen Künste eine Verknüpfung mit der Philosophie und der Lebensanschauung ganzer Gesellschaftsgruppen charakteristisch ist, während andere Systeme oft nur rein zur Selbstverteidigung entwickelt wurden. In den meisten asiatischen Kampfkünsten sollen die Schüler nicht nur in kämpferischer, sondern auch in charakterlicher Hinsicht gestärkt werden. Diese Künste sind in ein weites Feld moralischer und philosophischer Ansichten bzw. Weisheiten eingebettet. So paradox es auch klingen mag, war die Einführung der Feuerwaffen und somit die Verdrängung der Kampfkünste von den Schlachtfeldern aus heutiger Sicht ein großes Glück für das reiche, uns heute noch erhaltene Erbe. Durch diese Ereignisse rückten nämlich die philosophischen und moralischen Hintergründe, die die asiatischen Systeme ja so auszeichnen, wieder in den Vordergrund.
Die Vielzahl der Kampfkünste ist überwältigend. So werden allein in China über 500 verschiedene Stile gezählt. Soweit man davon überhaupt sprechen kann, ist die Wiege fast aller asiatischen Kampfkünste in China zu suchen.
Es folgt jetzt ein kurzer nach Ländern geordneter Überblick, der nur die wichtigsten Länder (in fast allen Süd-Ost Asiatischen Ländern gibt es lange Traditionen) und Stile umfassen kann, wobei auf China am detailliertesten eingegangen wird .

                                                            
China:
Die Ursprünge der Kampfkünste in China liegen mehr als 3.000 Jahre zurück. Schon auf Keramiken und Wandmalereien um 1.400 v.Chr. werden Kampfkunstszenen dargestellt. Eine wichtige historische Gestalt tritt im 6.Jahrhundert n.Chr. in China in Erscheinung. Es handelt sich dabei um einen indischen Mönch namens Damo, besser bekannt als Bodhidharma. Bodhidharma erkannte bald, daß es den meisten buddhistischen Mönche aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung schwerfiel, sich noch auf die Meditation zu konzentrieren. Also begann er die Mönche des Shaolin-Klosters, zur Förderung ihrer Gesundheit und zum Zwecke der Harmonisierung von Körper und Geist, in Bewegungsabläufen zu unterrichten, die zum größten Teil aus chinesischen und indischen Kampfkünsten stammten. Praktisch alle heute bekannten Kampfkünste stammen in verschiedenen Weisen vom Shaolin- Kung-Fu ab. So stützt sich auch das Wing Chun Kung Fu (von Großmeister Austin Goh als weicher Shaolin Stil bezeichnet) auf das Erbe des Shaolin-Klosters. Kung-Fu (Gongfu) bedeutet wörtlich "harte Arbeit" und ist heute ein Überbegriff für chinesische Kampfkünste (Oft stößt man auch auf den Begriff Quanfa was übersetzt "Gesetz" bzw. "Regeln der Kampfkünste" bedeutet). Die Shaolin-Techniken, die stark vom Zen-Buddhismus beeinflußt sind, werden zu den "harten" und "äußeren" Schulen Chinas gezählt. Im Gegensatz dazu entwickelten sich in China aber auch Künste der "weichen" oder "inneren" Schule, die stark mit der Philosophie des Daoismus in Verbindung stehen. In diesem Zusammenhang ist z.B. das Taijiquan zu nennen, das sich heute in seinen langsamen Varianten, als "Meditation in Bewegung" großer Beliebtheit erfreut.

                                                              
Japan:
Obwohl auch die japanischen Kampfkünste sehr stark chinesisch beeinflußt sind, erreichten sie als Erste den Westen, weshalb die bei uns wahrscheinlich bekanntesten Kampfkünste aus Japan stammen. Ein Mitgrund war wohl auch die Isolation Chinas. Es ist jedoch hervorzuheben, daß in Japan trotz der großen Beeinflussung völlig eigene Systeme entwickelt wurden. Wichtig für die Entwicklung der japanischen Künste war die Einigung des Landes nach langen Bürgerkriegen im 16. Jahrhundert. Dies führte zu neuen Methoden, bei denen die kämpferischen Fähigkeiten mit der psychologischen Entwicklung der Übenden verbunden wurde. (Budo im Gegensatz zu Bujustu als "reine" Kriegskunst). Die vormals kriegerisch orientierten Künste wurden zu einem Weg - "Do" - der in fast allen japanischen Kampfkünsten geübt werden kann, besonders auch in den bekanntesten Künsten: Jujutsu, Judo, Aikido, Karate Do.
                                                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                     

Philippinen:
Die Philippinen kennen eine Unzahl von Stilen, die Angaben schwanken zwischen 100 und 600. Die heute bekanntesten sind Kali, Eskrima und Arnis. Philippinische Stile werden von vielen Kampfkünstlern gerne zusätzlich trainiert, da dabei die Koordination und das Distanzgefühl sehr geschult werden. Die Kampfkünste waren immer schon wichtiger Bestandteil der philippinischen Kultur. Sie bestehen sowohl aus Techniken der leeren Hand als auch solcher mit Stock-,(typisch: ein oder zwei Kurzstöcke) Wurf- und Klingenwaffen. Charakteristisch für diese Techniken ist auch der Selbstverteidigungsunterricht mit Alltagsgegenständen wie z.B. Zeitung oder Kugelschreibern.
                                                               

Korea:
In Korea kann man eine Vielzahl von verschiedensten Kampfkünsten vorfinden. Die koreanische Tradition ist aber durch Einflüsse von außen gekennzeichnet. So gelangten nach dem Sieg der Chinesen über die Koreaner im Jahr 108.v Chr. Kampfkünste nach Korea. Die heute bekanntesten koreanischen Kampfkünste Taekwondo (entstand durch die Vermengung von japanischen Stilen, die während der japanischen Kolonialherrschaft importiert wurden, und den bereits bestehenden neun Richtungen des koreanischen Taekyon) und Hap-Ki-Do (enthält starke Einflüsse des japanischen Aikijutsu) sind beide erst im 20 Jahrhundert entstanden.
                                                                

Thailand:
Thailand ist ebenfalls ein Land mit einer sehr langen Kampfkunstgeschichte. Nach wie vor große Bedeutung im thailändischen Sportsalltag hat das Thai-Boxen, eine aus Fausttechniken und hohen, schnellen Fußtritten bestehende Kampfkunst. Deutlich erkennt man die reiche Kampfkunsttradition Thailands an den Tänzen der Thai, wobei jeder Tanz auf einer eigene Waffe aufgebaut ist. Viele bedeutenden klassischen Texte über thailändische Kampfkünste gingen mit der burmesischen Invasion im 18. Jahrhundert verloren.